What are the greening dynamics of religion? A multi-level analysis of religious environmental engagement in Switzerland
In der Forschung zu Klimawandel und Nachhaltigkeit wird Religion zunehmend als wichtiger Faktor für den Wandel zur ökologischen Transformation angesehen. Religiöse Organisationen können auf entscheidende Ressourcen zurückgreifen, um Wandel zu erleichtern (z. B. öffentliche Sichtbarkeit, politischer Einfluss, materielle Ressourcen). Die Forschung hat insbesondere auf die große Zahl der Mitglieder von Religionen hingewiesen und auf das Potenzial von Religionen, die Weltanschauungen und Werte ihrer Mitglieder zu prägen. Durch die Verbreitung von umweltfreundlichen Werten und Weltanschauungen können religiöse Organisationen umweltfreundliche Einstellungen und Lebensstile unter ihren Mitgliedern fördern und zu breiteren Transformationsprozessen beitragen. In diesem Sinne haben viele religiöse Dachorganisationen und Führungspersönlichkeiten umweltfreundliche Positionen vertreten und ermutigen ihre Anhänger zu einer nachhaltigeren Lebensweise (z. B. Reduzierung des Energieverbrauchs, Recycling). Es ist jedoch unklar, inwieweit diese Maßnahmen die Basis erreichen und die Werte und Lebensstile der Mitglieder beeinflussen. Daher bleibt auch ungewiss, ob religiöse Organisationen die in sie gesetzten Erwartungen erfüllen und eine entscheidende Rolle beim gesellschaftlichen Übergang zur ökologischen Nachhaltigkeit spielen können.
Das Projekt befasst sich mit diesen Fragen und untersucht das „Greening“ religiöser Organisationen. Greening bezieht sich auf einen Prozess, durch den Religionen umweltfreundlicher werden. Es wird oftmals vermutet, dass dies in einem Top-Down-Prozess geschieht, der sich von der Makroebene der Führungspersönlichkeiten und Dachorganisationen über die lokalen Gemeinden bis hin zu den Mitgliedern erstreckt. Die Greening-Dynamik religiöser Organisationen folgt jedoch nicht unbedingt einem Top-Down-Ansatz, und jede Ebene - Dachorganisationen, Gemeinden, Mitglieder - kann ihre eigene Greening-Dynamik entwickeln. Bislang gibt es keine breit angelegte Forschung, welche die Greening-Prozesse auf den drei verschiedenen Ebenen miteinander in Beziehung setzt. Deshalb wird dieses Projekt eine Multi-Level-Analyse von religiösen Organisationen vornehmen. Es wird untersuchen, (a) welche Bedingungen das Greening auf jeder Ebene religiöser Organisationen erleichtern und (b) inwieweit die Bedingungen auf den drei Ebenen einander entsprechen.
Dieses Projekt ist eine Fortsetzung des Projekts „Are Religions Becoming Green?“ (ARG I). Es stützt sich auf die Ergebnisse der National Congregation Study Switzerland II (NCSS II), um eine geschichtete Zufallsstichprobe von Gemeinden mit unterschiedlichem Glaubenshintergrund und einem unterschiedlichen Grad an Greening in der Schweiz durchzuführen. Für die ausgewählten Gemeinden werden Mitgliederbefragungen durchgeführt, die sich auf das Greening ihrer Mitglieder und mögliche Einflussfaktoren für ihr Greening (einschliesslich des Greening ihrer Gemeinde) konzentrieren. Darüber hinaus werden im Rahmen des Projekts Interviews mit Dachverbänden durchgeführt, um deren Bedingungen für das Greening und ihre Aktivitäten zur Förderung von Greening-Prozessen auf den anderen Ebenen (d.h. Gemeinden und Mitglieder) zu untersuchen. Damit arbeitet das Projekt die Greening-Dynamiken auf jeder Ebene der religiösen Organisationen auf. Die Ergebnisse sollen Aufschluss darüber geben, ob Dachverbände und Kirchengemeinden tatsächlich einen starken Einfluss auf die Umwelteinstellungen und den Lebensstil ihrer Mitglieder haben. Auf diese Weise lassen sich aus dem Projekt potenzielle Einflussfaktoren religiöser Organisationen auf die laufenden Veränderungen in Richtung ökologischer Transformation schliessen.
Das Projekt wird unter der Leitung von Prof. Dr. Jens Köhrsen am Zentrum für Religion, Wirtschaft und Politik (ZRWP) an der Universität Basel durchgeführt. Das Team besteht aus Sana Iqbal, Maja Kofod Jensen und Anastas Odermatt.
- Juni 2024: Das Team nahm an der Konferenz International Sustainability Transitions (IST) in Oslo, Norwegen, teil.